Reviews

Mandelbrot - "Auf Tauchfahrt"
Phosphor , Issue 117

Synapscape and The Rorschach Garden member P. Muench released a dark ambient under the name Mandelbrot. B. Teichner (also involved in The Rorschach Garden) gave him a hand. This album features nine mesmerizing dynamic soundscapes that are good musical interpretations of the title (translated "on a dive") and the CD cover. Listening to Auf tauchfahrt catapultizes the listener into another world, an environment far below the ocean surface, where things get mysterious and slightly creepy. Atmospheric bells-like structures and moments of thunder give the music this mysterious touch. In general the music of this German project is powerfull and strong, with outbursts of rumbling bass. Music that produces images of a deep sea world.

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Mandelbrot - "Auf Tauchfahrt"
Der Medienkonverter

Mit Mandelbrot begibt sich das Label Audiophob nun "Auf Tauchfahrt". Dabei handelt es sich natürlich nicht um eine Beilage für das Picknick unter Wasser sondern um einen Fraktal-Begriff aus der Chaostheorie. Wie auch das mathematische Chaos vom Laien oft missverstanden und als zusammenhangsloses Etwas interpretiert wird, so kann auch genau dieser Umstand für mehr oder weniger experimentelle Musik im Dark-Ambient-Bereich als zutreffend angesehen werden. Die fraktalen Konzepte wie Selbstähnlichkeit und hohe innere Ordnung spiegeln sich auch bei "Auf Tauchfahrt" wider. Ausgearbeitet wurde dieser Trip von B. Teichner (The Rorschach Garden) und P. Muench. Er gründete 1994 nicht nur Mandelbrot sondern zeichnet sich u.a. auch für die Projekte The Rorschach Garden und Synapscape verantwortlich. Wie im getragen (Dark-)Ambient- und Experimental-Bereich oft anzutreffen, spielt die (Album-)Titel-Namensgebung für die Assoziationen mit der darauf befindlichen Musik eine wichtige Rolle zum individuellen Zugang. Zudem sollte man auch, und gerade wegen gewisser Längen, den Nerv behalten um der Monotonie nicht mit Skippen der Titel nachzugeben. Hier folgt nun meine Zusammenfassung des Gehörten: Die Reise startet im "Golfstrom" - sehr ruhig und getragen aber so gesehen doch relativ zügig, wenn man sich den tiefen, flächigen Bass als kleinen und geschwinden Propeller vorstellt. Allzu aufregend verläuft die Fahrt bisher nicht, dafür aber sehr entspannt. Plötzlich taucht "Trieste" auf, vermutlich aber nur im Traum eines der Passagiere oder der Crew, denn die Stadt (falls sie damit gemeint ist) erscheint nur verschwommen, zudem bei einer Nacht mit Neumond und ohne Einwohner erlebt - also quasi leer. Durch den anschließenden "Tangwald" gleitet das Boot sehr elegant, ohne großartige Berührungen mit dem Tang zu erleiden. Das anschließend durchfahrene schwarze Wasser "L'Eau Noir" scheint nicht gerade auf der Wasserroute zu liegen, denn es klappert doch ziemlich arg untypisch für unsere Definition des Wasserbegriffs, der immer für eine gewisse Unterwasserruhe sorgt. Hier trifft der Begriff des Dark-Ambient allerdings am besten zu. Vorbei an den "Unterwasserschwefelquellen" bekommt man die Vorstellung, dieses Zeug könnte unter Umständen auch aus irgendwelchen uralten Leitungen ins Meer rauschen und damit die Umgebung vergiften. Die Raubkatzen der Krabben - die "Gespensterkrabben", welche wirklich existieren - kann man sich sehr gut als Resultat dieser Quellenumgebung ausmalen - zumindest namentlich. Ein Hin- und Herhuschen ist auf jeden Fall zu erkennen. "Tauchfahrt" greift nochmals die Ruhe von "Golfstrom" auf und vertieft sie. Vielleicht hätte man den Titel auch in Verbindung mit "Golfstrom" zum Hauptthema machen können. Die "Little Pleasures" bereiten garantiert den Industrial-Experimental-Passagieren Vergnügen und lassen leider gar keinen richtigen Zusammenhang zu der bisherigen Tauchfahrt erkennen. Man hört aber, dass das Boot noch in Bewegung ist. "Farewell" lässt den Eindruck erwecken, dass das Boot in irgendeinem alten russischen Dock bei Vollmond heimlich an Land gezogen wird und die weitere Geschichte erst im zweiten Teil erzählt wird... Vom Sound her bietet "Auf Tauchfahrt" keine Neuerungen, da er manchmal sogar fast steril und eckig klingt und damit die Interpretation etwas schwierig gestaltet. Auch das Konzept ist nicht unbedingt neu - muss es aber auch nicht. Denn warum soll ein Musikmacher für seine Ideen auf andere Projekte verweisen, wenn er selbst seine ganz eigene Vorstellung davon hat? Wenn Mandelbrot allerdings die Fahrt mit diesem Klängen eher in die Weiten des Weltraums verlegt hätte - natürlich mit Titel- und Arrangementänderungen - wäre der Soundtrack zum nicht vorhandenen Film eine Spur weit näher gewesen, denn eine typische Fahrt durch unsere Gewässer ist es auf jeden Fall nicht. Björn (4,5/6)

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Mandelbrot - "Auf Tauchfahrt"
Spherical Disrupted - "Null"
Vital Weekly, #482

Here is a bunch of bands of which I never heard, all operating in a certain, somewhat darker corner of the musical spectrum. Spherical Disrupted is one Mirko Hentrich from Germany's industrial heartland, and he has released seven CDRs and seventeen tracks to compilations, but is now ready for his first real CD. A long one, with eight tracks, each with a considerable length, although 'Nichts', ('nothing' in German), really contains hardly any music. It's like Spherical Disrupted wants to show us what he is capable of. The opening piece 'Grau' ('grey') is a stutter, almost industrial affair and 'Com Verbot' a rather simple piece played on a keyboard with a likewise simple and minimal rhythm, hovering on the edge of industrial ambient. 'Kein' is a slowed down techno piece. Limping on more than one feet, this is however quite a nice release, nothing surprising in here, but alright in its darkness meeting rhythm. Mandelbrot started also as a solo project, by P. Muench (also of Synapscape and The Rorschach Garden) and released as such some solo work, but on 'Auf Tachfahrt' ('on a diving trip') he is helped by B. Teichner (also of The Rorschach Garden). Underwater exploration is the theme of this CD and they use dark ambient electronics to achieve this. Unlike the Spherical Disruption this is a much more coherent CD of dark ambient music, played on a bunch of old synthesizers. Cascading waves going slowly in crescendo and decrescendo picture a world below the waves. Elegantly played and executed with great care, but also with, like with so many ambient music, not much new under the sun. However it's great pass-time music. (FdW)

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Mandelbrot - "Auf Tauchfahrt"
Black , Ausgabe 40, Sommer 2005

MANDELBROT ist das Old-School-Ambient-Projekt von SYNAPSCAPE, TEMPLEGARDEN'S und THE RORSCHACH GARDEN. Old School heißt in diesem Fall ein Mix aus LUSTMORD und 70er Analog-Elektronik. TANGERINE DREAM und JEAN MICHEL JARRE nach Elektroschocktherapie und Psychopharmaka. Es rumort, schabt und schwappt durch Drones und Klanggespinnst, was das Thema Unterwasserexploration genauso solide wie traditionell umsetzt. Die Stimmung ist gut getroffen, aber die Sounds hören sich weder frisch noch originell an. Ausserdem höre ich aus den Tracks oft genug mehr Spukschloss-Kettenrasseln und Outer-Space-Radiowellen als subaquatische Weite und unentdeckte Fauna. "Auf Tauchfahrt" berührt mich nostalgisch wegen seiner 70er Note, nicht als Werk aus dem Hier und Jetzt. Kann man deshalb gut hören, aber ohne das Album kommt man auch über die Runden. Die Nautilus-Serie des belgischen Spectre Labels war da vor einigen Jahren schon weiter. (T TM)

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Mandelbrot - "Auf Tauchfahrt"
auf abwegen , Ausgabe #35

Wasser bietet seit jeher eine Projektionsfläche für allerlei gedankliche Spielereien und phantastische Träe. Auf Tauchfahrt könnte nicht besser betitelt sein, denn knüpfen doch die Ambientflächen an eben jene skizzierte Assoziationskette an. Es ist gut vorstellbar, dass es unter Wasser genau so klingt, wie auf diser CD: dumpf, manchmal grollend, manchmal klar und befreiend, immer geheimnisvoll und diffus.

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Mandelbrot - "Auf Tauchfahrt"
Bad Alchemy, 48

MANDELBROT ist ein weiteres Unternehmen des umtriebigen Bielefelders Philipp Münch (Ars Moriendi, Templegarden), der mit der rohen Noise-Power und dem technoiden Pop-Positivismus von Synapscape, seinem Duo mit Tim Kniep, einen der Stützpfeiler der Ant-Zen-Ästhetik stellt. Zusammen mit seinem The Rorschach Garden-Partner B. Teichner greift er mit Auf Tauchfahrt (auphcd003) motivisch auf das 95er Tape 1000 Ships at the Bottom of the Ocean zurück. Die Untertitel von ‚Golfstrom‘ über ‚Tangwald‘, ‚L‘Eau Noir‘, ‚Unterwasserschwefelquellen‘ etc. bis ‚Farewell‘ suggerieren sogar eine veritable Programmmusik, passend in Ultramarin gehüllt. Das nasse Element war schon bei Synapscape durch einige undichte Stellen eingesickert. Hier wird es ganz zum Abenteuerspielplatz für Kapitän Nemos Ururenkel, ein stürmisches Medium voller unerschlossener Abgründe und Geheimnisse, lockende Herausforderung für einen furchtlosen Fahrensmann durch die Welten x-tausend Fuß unter dem Meeresspiegel. Mandelbrot wählte ein friedliches Jahr für seine submarine Exkursion, die ganz ohne Schleichfahrt-Horror und Wasserbomben-Martialität auskommt. Ganz allein die Ohren tasten und echoloten sich durch eine dröhnende, von unberechenbaren Strömungen durchzogene Dunkelwelt, auf der ein gewaltiger Druck lastet. Solche Parameter sind synästhetisch angedeutet, nicht plakativ ausgewalzt. Die Einbildungskraft wird lediglich angespritzt, nicht ersäuft. Es bleibt immer spürbar, dass hier im besten Sinn des Wortes Amateure am Werk waren, denen im Spieleifer eine Dröhnwelle auch mal entwabert. Dafür ist die Tröpfelklimperei bei ‚L‘Eau Noir‘ besonders effektvoll und vor allem auch die Schauer von ‘Little Pleasures‘. Ganz abseits der pulsierenden mythologischen Waterworld von Drexciya durchkreuzt Mandelbrot atmosphärisch angeleuchtete Zonen des Ungesonderten. Und überhaupt, ist so eine U-Boot-Tauchfahrt nicht d i e Metapher für die Abenteuer im Ocean of Sound?

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