Reviews

Zero Degree - "Rot"
Gnark

Der Veröffentlichungsintervall des Nürnberger IDM-Projektes ZERO DEGREE ist nicht unbedingt als befriedigend einzustufen, liegt doch mit der hier besprochenen "Rot"-Online-EP die letzte alleinstehende Veröffentlichung schon zwei Jahre zurück. Auf ein neues Album wartet man nach dem sehr gelungenen Debüt "Zero Degree" bei Audiophob immer noch, doch Besserung scheint laut Mastermind nihil noch dieses Jahr in Sicht. "Rot" ist, respektive war, der zweite Release des Web-Ablegers von Audiophob mit dem schicken Namen Auphnet und wurde bereits 2006 veröffentlicht. Seitdem gab es aus dem Hause Auphnet noch zwei weitere Veröffentlichungen von den Audiophob-Kernprojekten Alarmen und Spherical Disrupted. Die nur drei Stücke umfassende EP beginnt mit "Tranquility" einen interessanten Stimmungsbogen und man fühlt sich wie bei einem furchtbaren Kater an einem besonders verregneten Tag und wähnt seinen Kopf in Tonnen von Watte verpackt. "Headthrill" intoniert den Zustand nach der ersten vollends verdauten Mahlzeit, den Moment, in dem man sich wieder seiner Umgebung bewusst wird, wenn der Drang Bewegung in sich selbst und sein Leben zu bringen zurückkehrt und der Orangensaft den eigenen Geschmacksrezeptoren keine übelriechenden Streiche mehr spielt. Ein geistiges Auftauen, ein "Headthrill" eben. Mit dem letzten Song "Rot" fällt ZERO DEGREE leider etwas aus der hypnotischen Linie der ersten beiden Titel und bietet etwas härter angehauchte Rhytmusspielereien die in Reaktion mit den zugrunde gelegten Minimalmelodiespuren das Gefühl von Aggression und Resignation im Selben Atemzug vermitteln. Ein Bruch ist trotzdem da. "Rot" ist sowohl zum bewussten Hören als auch als Hintergrundmusik sehr zu empfehlen, zumal man bei nur drei Stücken dennoch auf eine Gesamtspielzeit von knapp über 20 Minuten kommt. Die ideale Grundausstattung für den nächsten Kater. Wer braucht schon Magnesium?

<< back

Zero Degree - "Rot"
Feindesland , September 2007

Weg vom Terror hin zur Entspannung Den Krachfetischisten dürfte der Name "Nihil" ein Begriff sein, jahrelang wütete seine Person unter dem Projektnamen "Painslut" auf Releases (in der Mehrzahl auf Steinklang Records erschienen) und über die Bühnen Europas. Leider entschied sich "Nihil" zu dem Schritt, seine Powerelectronics- bzw. Noiseära mit Painslut zu beenden. Während der Auslaufphase rief der umtriebige Zeitgeist Zero Degree ins Leben, welches eine völlig andere Klientel bedient. Weg vom Terror hin zur Entspannung könnte die vollzogene Wandlung lauten. Zum Auftakt erschien 2005 die gleichnamige CD-Box "Zero Degree" auf Audiophob, seit letztem Jahr (2006) steht diese EP "Rot" (3 Tondokumente umfassend) zum freien Download auf der Labelseite in der Kategorie "Auphnet" bereit. Bisher konnte meine Wenigkeit keine echten Resonanzen zu "Rot" entdecken, deshalb diese Nachbesprechung bei uns im Feindesland.de. Stilistisch eine Wandlung vom Saulus zum Paulus, Wut und Zerstörung den Rücken gekehrt, jetzt mit atmosphärischer Heiltherapie unterwegs, um die von der Gesellschaft gebeutelten Seelen zu pflegen. Extravagant ausgefeilte Ambientcollagen erwarten die geneigte Hörerin bzw. den geneigten Hörer auf "Rot". Minimalistisch anmutende Rhythmik im Geiste von Aphex Twin, Plastikman, Orphx und Autechre bestimmen die Szenerie von Zero Degree. Schöner Chillout für überarbeitete Induvidien, die hochwertige Tonkunst suchen. Wer nicht unbedingt nach Krach von "Nihil" verlangt, sollte diese EP "Rot" unbedingt antesten und in die Traumwelten von Zero Degree eintauchen. Ein Spitzenprodukt für Konsumenten, die die Bereitschaft aufweisen, sich einer musikalischen Verführung hinzugeben. Punkte (Innovation): 8 von 15 Punkte (Gesamt): 13 von 15 Raphael

<< back